Die goldene Ära der Steroid Stacks der 70er Jahre

Bei altgedienten Bodybuildern aus der goldenen Ära der 70er heizt sich die Stimmung drastisch auf und eine Schranke fällt, sobald das Thema auf Steroidkonsum gelenkt wird.

Sie fühlen sich persönlich angegriffen, wenn ihre damaligen Erfolge, auf die sie zurecht stolz sind, einzig der Einnahme von Steroiden zugeschrieben werden.

Es geht den ehemaligen Athleten nicht darum, etwas zu verbergen oder zu leugnen, sondern um den Schutz der Kunst und ihrer persönlichen Leistungen.

Sie möchten verhindern, dass unsachliche Kritiker der neueren Generation, ihre damaligen Rekorde auf Steroide begrenzen und brüskieren.

Antrieb, enthusiastische Hingabe und eiserne Disziplin

Durch einschlägige Kommentare und Gespräche von selbst ernannten „Experten“ und durch Interviews lässt sich ein Einblick in das heutige Training und die konsumierten Medikamente gewinnen.

Doch hartes Training ist kein Alleinstellungsmerkmal der zeitgenössischen Bodybuilder.

Die Athleten aus der goldenen Ära trainierten mit ebenso viel Hingabe, Antrieb und Disziplin wie alle Champions dies tun.

Ungeachtet der Berichte über Medikametengebrauch und -missbrauch, die in Einzelfällen zutreffend sind, sollten die Leistungen und Erfolge im Bodybuilding nicht verallgemeinernd darauf begrenzt werden.

In den 70ern boomte die Entwicklung, und das Gym Equipment schritt voran. Einhergehend mit den Innovationen jener Zeit hielten desgleichen schädliche und gefährliche Praktiken Einzug in die Szene.

Das medizinische und physiologische Hintergrundwissen der damaligen Bodybuilder befand sich nicht auf dem Stand von heute; viele von ihnen kamen aus dem Bereich des Powerliftings. Ältere Leser erinnern sich noch an einen Franco Columbo oder Lou Ferrigno sowie an deren Teilnahme am World’s Strongest Man im Jahre 1977.

Die damaligen Trainingsprogramme waren äußerst brutal und erstreckten sich über eine Dauer von bis zu zwei Stunden.

Wären nicht ausreichend Fette, Proteine sowie Steroide zugeführt worden, hätte dies zu verstärktem Katabolismus geführt.

Mit der Etablierung von Bodybuilding Gyms, welche tagsüber zugänglich waren, konnten sich Protokolle aus zwei Trainingseinheiten am Tag durchsetzen. Die auf Powerlifting ausgerichteten Studios, tolerierten den typischen, lauten Bodybuilder nicht, der vor dem Spiegel posiert.

Unterdessen wurde man in diesen Studios vom eingeatmeten Magnesium, der überall herumliegenden Kreide, „high“. Als die Maßnahmen zunehmend drastischer wurden, begnügten sich die Männer mit einem knappen Budget durch niedrige Arbeiten, um mehr Zeit für hartes Training erübrigen zu können.

Durch diese Taktik erhofften sie sich, ihre Kontrahenten zu überflügeln. Die großen Stars der 70er zentrierten sich in ausgewählten Örtlichkeiten und es bildete keine Seltenheit, wenn viele von ihnen im selben Gym trainierten.

Die Dokumentation „Pumping Iron“ zeigt beeindruckend auf, wie der geballte Konkurrenzgeist auf der einen Seite sowie die Kameradschaft auf der anderen Seite, die Power der einstigen Atmosphäre aufheizten.

Die großen Stars und anabole Steroide

Zum Erreichen der typisch übermenschlichen Form verwendeten die klassischen Stars, ebenso wie viele ihrer Vorgänger oder Nachfolger, verschiedenste Medikamente und androgene Steroide, die anabol wirkten.

In den 1970ern wurden diese spezifischen Medikamente nicht kontrolliert und konnten desgleichen von Teenagern außerhalb der Sportprogramme verwendet werden.

Durch den unkontrollierten Zugang konnten alle Bodybuilder gleichermaßen auf dieselben Steroide und Substanzen zugreifen.

Hierdurch wurde Konkurrenzkampf auf gleicher Ebene ermöglicht.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren keineswegs optimal und auch unerfahrene Athleten, mit wenig Aussicht auf Erfolg, konnten Steroide frei konsumieren.

Moralische Einwände gegen derlei Substanzen waren nicht üblich.

Mit zunehmendem Bewusstsein über auftretende Nebenwirkungen behandelten viele Sportler die Medikamente mit vermehrtem Respekt und überwachten präzise die Dosierungen sowie die Dauer der Anwendung.

Um den Nebenwirkungen, wie Gynäkomastie oder Leberschäden, entgegenzuwirken, wandten diese Männer Steroide kurativ an.

Zahlreiche Profi-Bodybuilder der Moderne nehmen Steroide standardmäßig ein, damit die neu aufgebaute Muskulatur erhalten bleibt.

Durch ihre rasche Wirkung auf Kraft und Muskulatur sowie durch ihre leichte Verfügbarkeit waren orale Steroide äußerst beliebt und verbreitet. Einige dieser Substanzen eigneten sich eher für Bulking Phasen, andere wiederum für Diäten.

Ironischerweise sind es gerade die oral eingenommenen Substanzen, welche die größten Leberschäden verursachen können. Nicht selten konnte man bei damaligen Bodybuildern an den gelb verfärbten Augen den Gebrauch diverser Substanzen erkennen.

Da es zu dieser Zeit noch keine wirksamen Aromatasehemmer gab, entwickelte eine gewisse Zahl an Bodybuildern eine Gynäkomastie.

Kurze Kuren für große, starke Männer

Mit einer Dauer von acht bis zwölf Wochen waren die damaligen Kuren verhältnismäßig kurz. Injizierbare Depot-Steroide hätten in einem vergleichbaren Zeitraum eine unzureichende Wirkung erzeugt, da sie langsam ein- und ausgeschlichen werden mussten.

Um den Zeitfaktor bestmöglich auszunutzen und trotz allem höchstmögliche Zuwächse zu erreichen, wurden orale Steroide mit begrenzt wirkenden Injektionspräparaten kombiniert.

Hierdurch kam es zu einem schnellen Umschwung von üblichen bis niedrigen Testosteronwerten zu supraphysiologischen Konzentrationen, was sich negativ auf die Laune auswirkte.

Da bei dieser Vorgehensweise depressive Effekte hervorgerufen werden können, die mit Kraftverlust und Verschlechterung der Körperkompositionen einhergehen, wurden die Kuren durch langsames Ausschleichen beendet.

Auf die Kurphasen mit Steroiden folgten gleichlange Phasen ohne Steroide. Dies wurde rigoros durchgeführt.

Bei der tiefer gehenden Pharmakodynamik der Steroide gilt es zwar noch mehr Dinge zu beachten, doch zu jener Zeit richtete man sich nach den allgemeingültigen Erfahrungswerten.

Die Bodybuilder strukturierten die Kuren nach ihren Wettkampfplänen, was in Verbindung mit übertriebenen Bulking Phasen zu Kritik an vielen Bodybuildern wegen ihrer schludrigen Offseason-Form führte.

Um eine erfolgreiche Post Cycle Therapy (PCT) für das Absetzen einer Steroidkur durchzuführen, setzte man hauptsächlich auf Zeit und HCG. Da die Schrumpfung der Hoden üblich war, wurde eine Wiederherstellung auf die Ursprungsgröße als Zeichen einer wiederhergestellten natürlichen Testosteronproduktion gewertet.

Im Gegensatz zur Moderne wurde während der Kur kein HCG eingesetzt, um eine Verkleinerung der Hoden zu vermeiden. HCG wurde grundsätzlich erst nach der Kur in hohen Dosierungen angewendet.

Damals wurde HCG direkt intramuskulär gespritzt, da man sich daraus einen Vorteil erhoffte. Dieser blieb indessen aus, weshalb es heute ausschließlich subkutan gespritzt wird. Es kam noch ein weiteres Medikament namens Clomifen zum Einsatz, wobei sich viele Athleten der Vorteile des Medikaments nicht bewusst waren.

Ein paar Jahre später wurde das Medikament Nolvadex (Tamoxifen) verwendet, obwohl es sich hierbei um kein äquivalentes Medikament handelt, das sich für diesen Zweck eignet.

Es wurden Fälle bekannt, in denen Nolvadex eine Gynäkomastie sogar verschlimmerte, vor allem, wenn der Anteil an Androgenen im Körper gering war.

Der klassische Steroid Stack der Legenden

Es ist nur unschwer zu erraten, wie ein klassischer Steroid Stack der Bodybuilder aus der goldenen Ära der 70er ausgesehen hat. HGH war zu dieser Zeit kaum erschwinglich und nicht weit verbreitet.

Insulin kam im Bodybuilding noch nicht zum Einsatz und die modernen Wachstumssubstanzen brauchten noch Jahre bis zu ihrer Entwicklung.

Zuzüglich der anabolen Steroide kamen vor Wettkämpfen Medikamente, wie Cytomel (Schilddrüsenhormone) oder Clenbuterol, zur Anwendung, um überflüssiges Fett zu verbrennen.

Nachfolgend werden zwei Steroid Stacks aufgezeigt, die ausschließlich aus anabolen Substanzen zusammengesetzt sind und kein komplettes Repertoire an Medikamenten enthalten.

Zum einen wird ein typischer Off-Season Stack aufgeführt, der zum Muskelaufbau benutzt wurde, und zum anderen wird ein typischer Stack für eine Diät gezeigt, der hauptsächlich vor Wettkämpfen eingesetzt wurde.

Diese Beispiele dienen ausschließlich der Veranschaulichung und werden keinesfalls zur Nachahmung empfohlen!

Bulking Stack für zehn Wochen:

Sustanon
(250 mg auf 1 ml): in der ersten Woche 1 ml, von der zweiten bis zur zehnten Woche 2 ml.
Dianabol (5 mg in 1 Tablette): in den ersten zwei Wochen eine Tablette, von der dritten bis zur achten Woche drei Tabletten, in der neunten Woche zwei Tabletten, in der zehnten Woche eine Tablette.
Anadrol (50 mg in 1 Tablette): in der zweiten Woche eine halbe Tablette, von der dritten bis zur neunten Woche eine Tablette.

Diät Stack für zwölf Wochen:

Nandrolon (100 mg auf 1 ml): in der ersten Woche 1 ml, von der zweiten bis zur elften Woche 2 ml, in der zwölften Woche 1 ml.
Methenolon (100 mg): in der ersten Woche 1 ml, von der zweiten bis zur zwölften Woche 2 ml.
Winstrol (5 mg in 1 Tablette): in der ersten Woche zwei Tabletten, von der zweiten bis zur zwölften Woche drei Tabletten.

Quelle: https://www.gannikus.com/medizin/der-klassische-steroid-stack-der-golden-era-in-den-70ern/

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